Die Erkenntnis allein ist jedoch nicht genug. Konkretes Handeln ist gefragt, um die biologische Vielfalt (Biodiversität) auch für künftige Generationen zu erhalten. Der Landkreis München will dazu einen Beitrag leisten und hat das Projekt „NaturVielfalt Leben im Landkreis München“ initiiert.
„Durch seine Lage im Ballungsraum München ist der Landkreis von stetig steigendem Siedlungs- und Nutzungsdruck auf nahezu allen Flächen betroffen. Aus Sorge um die weiter fortschreitenden Verluste für die Biodiversität wurde im Auftrag des Landkreises ein Konzept entwickelt, das mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket dem Trend im ganzen Landkreis entgegenwirken will“, so Landrat Christoph Göbel. Das Konzept mit dem Titel „NaturVielfalt Leben im Landkreis München“ kommt nun in die Umsetzung und ist zunächst auf sechs Jahre angelegt. Es wird mit Bundesmitteln aus dem Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert und verfolgt einen bislang noch wenig beachteten Ansatz.
Im Fokus: Coldspots mit geringer Biodiversität
Während sich eine Vielzahl von Biodiversitätsprojekten auf den Erhalt und den Ausbau vorhandener Bereiche mit hoher biologischer Vielfalt fokussieren, stehen im Landkreis München die sogenannten Coldspots im Vordergrund. Gemeint sind damit Räume mit inzwischen geringer Arten- und Lebensraumvielfalt sowie Tier- und Pflanzenpopulationen mit verarmter genetischer Variation. Der Aufbau neuer Biotopkomplexe und neuer Verbundstrukturen mit Trittsteinen und Ausbreitungsachsen in den Defizit- und Siedlungsräumen steht im Zentrum des Projektes „NaturVielfalt Leben“.
Darüber hinaus haben sich die Initiatoren zum Ziel gesetzt, möglichst viele Menschen für das Thema zu sensibilisieren. Die biologische Vielfalt soll als unverzichtbare Lebensgrundlage allen Bürgerinnen und Bürgern vermittelt werden. Durch das persönliche Erleben und die konkrete Teilhabe möglichst vieler verschiedener Akteure an Projekten soll die Identifikation mit der „NaturVielfalt“ im Landkreis München gestärkt und gleichzeitig biologische Vielfalt auf möglichst vielen Flächen geschaffen werden.
Am Anfang des Projekts steht eine Insektenkartierung auf repräsentativen Probeflächen im Landkreis. Diese bildet eine wichtige Grundlage für die im weiteren Verlauf vorgesehenen Maßnahmen, mit denen unter anderem neue Lebensräume für Insekten, Streuobst- und Heckenlebensräume für eine Vielzahl von Tieren sowie die Erschließung von Verbundflächen, beispielsweise durch Fahrradwanderwege, geschaffen werden sollen.
Initiiert werden sowohl kleinere Maßnahmen, wie beispielsweise das Impulsprojekt „10 m² für die Vielfalt“ für Privatgärten und kleinere Flächen, bis hin zur Einrichtung eines Spenderflächenkatasters für den gesamten Landkreis. Letzteres soll die Übertragung von Mahdgut mit Pflanzensamen von wertvollen Flächen auf artenarme Flächen, die Potenzial für eine bessere Entwicklung haben, möglich machen.
Außerdem wird es ein umfassendes Beratungsangebot für die Landkreiskommunen, für Privatpersonen, Gewerbetreibende und Landwirte geben.