Erdbeerwiese wird zum Biotop Stoawies'n

Die ehemalige „Erdbeerwiese“ heißt jetzt „Biotop Stoawies’n“. Das Regionale Trenngrün zwischen Gräfelfing und dem Gewerbegebiet Steinkirchen, in der Vergangenheit meist "Erdbeerwiese", "Ökokonto Steinkirchen" oder auch „Semmelweiswiese“ genannt, hat einen neuen, zur Örtlichkeit und Bodenbeschaffenheit passenden Namen bekommen: „Biotop Stoawies’n“ oder einfach Stoawies‘n.

Straßentafel Biotop Stoawies'n

Allein der Name Steinkirchen macht bereits deutlich, dass es sich dort um einen eher steinigen, nährstoffarmen Boden handelt.

 

Gerade diese Nährstoffarmut ist die beste Voraussetzung für Artenvielfalt. Auf gedüngten, nährstoffreichen, saftig grünen Wiesen kommen nämlich nur sehr wenige, konkurrenzstarke Arten wie z. B. der Löwenzahn vor. Diese verdrängen die Vielfalt der Arten, die sich dagegen auf einem steinigen, lückigen Boden sehr gut entfalten kann. Wer mit offenem Blick durch die bayerische Kulturlandschaft geht, kann beobachten, dass die „Natur“ leider immer öfter aus saftig grünen, aber sehr artenarmen Wirtschaftswiesen besteht. Um beste Voraussetzungen für Biodiversität zu schaffen, wurde dagegen auf der Stoawies‘n bei ihrer Herstellung 2011 sogar noch etwas nährstoffreicher Oberboden entfernt.

 

Die Saat auf der „Stoawies’n“ ist aufgegangen

Artenvielfalt Ökokonto 2013 (2)Mit Mähgutübertragungen aus der Garchinger Heide und dem Nymphenburger Schlosspark wurde dann eine Vielzahl von Pflanzensamen auf der Stoawies’n ausgebracht. Seither hat sich die ehemalige Ackerfläche in kürzester Zeit zu einem kleinen Naturparadies entwickelt. Landschafts- und Tierökologen haben 2015 im Auftrag der Gemeinde Planegg wissenschaftlich untersucht, welche Tier- und Pflanzenarten sich auf dem Regionalen Trenngrün zwischen Planegg und Gräfelfing mittlerweile zu Hause fühlen. Im Fazit heißt es: die Fläche hat sich „zu einem hochwertigen Magerrasenkomplex entwickelt, der gerade hinsichtlich Frühblühern und niedrigwüchsigen Pflanzenarten, Insekten und Reptilien ein insgesamt sehr hohes Entwicklungspotenzial für naturschutzfachlich wertbestimmende Pflanzen- und Tierarten aufweist.“ Die Flächen beherbergen mittlerweile 74 höhere Pflanzenarten, darunter 37 von naturschutzfachlicher Bedeutung. Die Kartierungsergebnisse attestieren, dass man auf dem richtigen Weg ist: „Die Art der Anlage und die bisherige Pflege der Flächen hat bereits nach der kurzen Entwicklungszeit seit 2011/12 zu einem hohen Grad der Zielerreichung geführt, die erwünschten Biotoptypen des Grünlands sind in einer Qualität vorhanden, die den Erfassungskriterien für Biotope (LfU 2012) entspricht. Grundsätzlich besteht für den Biotoptyp GT6210 (Trockenrasen, Magerrasen) bereits jetzt der Schutz gemäß § 30 Bundesnaturschutz- bzw. Art. 23 Bayerisches Naturschutzgesetz.“

Früher prägten artenreiche Wiesen auch das Würmtal

In früheren Jahrhunderten entstanden solche Landschaften durch die Dynamik der noch ungezähmten Flüsse bei Hochwässern durch Umlagerung von Kies immer wieder neu, so auch im Abflussbereich des Würmgletschers. Heute muss der Naturschutz solche Flächen oft „künstlich“ herstellen und kann diese auch nur durch gezielte Pflegemaßnahmen erhalten. Das mag zwar mancher als Naturschutz aus zweiter Hand empfinden, aber für die an diesen Lebensraum angepassten Arten ist das allemal besser als gar nichts. Die neuen Infotafeln zur Stoawies’n erläutern diese Zusammenhänge noch detallierter.

Helfen Sie mit, die Vielfalt zu erhalten

Willkommenstafel Stoawies'n 2017Eine große Bitte hat die Gemeinde noch an Spaziergänger und speziell an Hundebesitzer: Die vorhandene Artenvielfalt ist gegenüber Störungen sehr empfindlich. Bitte bleiben Sie daher auf den Wegen, nehmen Sie Ihr Zamperl an die Leine und dessen Hinterlassenschaften, wie das auf Gehwegen selbstverständlich ist, auch dort wieder mit. Der Eintrag von Hundekot bedeutet nichts anderes als Düngung und genau die ist für die Biodiversität auf der Stoawies’n kontraproduktiv. Wenn dagegen mal der ein oder andere Wildblumenstrauss das heimische Wohnzimmer schmücken soll, ist das kein Problem. Bitte helfen Sie mit, dass Mensch und Natur noch lange Freude an der Stoawies’n haben können!

 

 

Neue Infotafeln zur Stoawies'n

Infotafel Stoawies'nUm die naturschutzfachliche Bedeutung der Stoawies'n noch stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken, wurden 2016/17 neben drei Willkommenstafeln und einer großen "Werbetafel" an der Pasinger Straße auch drei Infotafeln entwickelt, die das oben Gesagte für die Besucher vor Ort noch etwas detaillierter erläutern. Passend zur Stoawies'n wurden die Tafeln auf großen Flussbausteinen montiert und fügen sich so sehr schön ins Ambiente in Steinkirchen ein. Der Inhalt der Tafeln steht ganz unten auch als Download zur Verfügung.

 

Bildergalerie der schönsten Blüten auf der Stoawiesn

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